Weiler Zeitung vom 19. Januar 2022

Schwarzwaldverein will auch jüngere Wanderer ansprechen

Saskia Scherer

Um sich für die Zukunft zu wappnen, hat der Schwarzwaldverein vor einigen Jahren den Prozess „2030 wegweisend“ in Gang gesetzt. Das brachte auch Veränderungen für den Weiler Ortsverein mit sich. Dessen Mitgliederzahl liegt zwar seit einigen Jahren konstant bei 300. „Aber ein Anstieg wäre auch schön“, meint der zweite Vorsitzende Roland Christ im Gespräch mit unserer Zeitung.

 

Von Saskia Scherer

Weil am Rhein. Als Christ im Jahr 2014 zum Weiler Schwarzwaldverein stieß, wurden neu Fahrradtouren in Kooperation mit der IG Velo angeboten. „Der Verein sollte auf eine breitere Basis gestellt werden.“ Das sei zunächst gut angelaufen. Aber: „Die meisten Teilnehmer waren schon Mitglied bei der IG und sind dann nicht auch noch dem Schwarzwaldverein beigetreten.“ In diesem liegt das Durchschnittsalter bei 70 Jahren. Und auch bei den Radtouren stoße man an die Altersgrenze. „Wir dachten eigentlich, Personen um die 50 Jahre anzusprechen. Aber diese sind meist noch alleine unterwegs.“ Genauso sei es beim Wandern: „Das hat sich zwar ein bisschen zum Volkssport entwickelt, auch durch Corona. Aber die Jüngeren laufen nicht in Gruppen“, verdeutlicht Christ.

 

Ältere nicht abhängen

Auch um das zu ändern, hat der Weiler Verein dieses Jahr sportliche Wanderungen neu im Programm. „Ob das funktioniert, wird sich zeigen“, lacht der zweite Vorsitzende. Natürlich sollen aber auch die älteren Mitglieder nicht im wahrsten Sinne des Wortes abgehängt werden. „Die Älteren tragen ja den Verein.“ Neu sind also auch die Kurzwanderungen. „Bisher haben wir die Donnerstagswanderungen angeboten, aber die waren für manche schon zu lang.“

Eine große Lücke tut sich im Bereich Familien auf. „Es gibt zwar welche, die Mitglied sind, aber sie laufen nicht mit. Da bräuchte es Familien, die andere ansprechen“, meint Christ. Geprüft werden soll auch, ob Kooperationen mit Schulen und Kindergärten sowie mit anderen Vereinen möglich sind.

Für Vorstandsämter fehlen ebenfalls jüngere Menschen, die sich einbringen wollen. Christ und die Vorsitzende Rosemarie Lange haben etwa deshalb kommissarisch das Amt des Wanderwarts übernommen, weil sich niemand dafür fand. Christ kann sich vorstellen, dass vielen die Zeit fehlt, aber auch, dass eher mit Freunden und Familie gewandert wird. „Dann ist man auch ungebundener, denn unsere Termine sind ja fest.“

Früher sei die Situation ganz anders gewesen: „Da traten Interessenten mit 40 Jahren in den Schwarzwaldverein ein. Das sind auch die Personen, die heute noch dabei sind“, weiß Christ. Mittlerweile seien es vor allem Einzelpersonen – meist Rentner oder Verwitwete, die soziale Kontakte suchen. „Jüngere anzusprechen ist schwierig. Wir erhalten zwar Lob für die Ankündigungen, aber wenn ich sie dann einlade, heißt es immer nur: ,Schauen wir mal.’ Und dabei bleibt es dann meist“, bedauerte der zweite Vorsitzende. Bei jeder Einladung für eine Wanderung heißt es am Ende stets: „Gäste sind willkommen“. „Es kommen aber leider ganz selten welche. Und wenn doch, bleibt es bei einem Mal“, weiß Christ aus Erfahrung.

Früher auf der Muba

Früher präsentierte sich der Schwarzwaldverein mehrere Jahre bei der Mustermesse Basel. „Es sind aber nur Kosten angefallen.“ Der Lörracher Ortsverein sei noch auf der Regio-Messe anzutreffen. „Das ist aber sehr arbeitsintensiv. Dafür fehlt uns das Personal.“

Dennoch gibt sich Christ keineswegs resigniert. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, meint er. „Wir müssen es einfach probieren.“

Weil am Rhein (sas). Der Zukunftsprozess „2030 wegweisend“ des Schwarzwaldvereins begann im Jahr 2016 mit fünf Regionalkonferenzen, die mit einer Lenkungsgruppe und professioneller Begleitung stattfanden. Damals gab es noch die „Ortsgruppen“, weiß Roland Christ, der zweite Vorsitzende des Weiler Ortsvereins. Gemeinsam wurden Ideen gesammelt, was verändert werden könnte und sollte. Die Ergebnisse wurden dann von Arbeitsgruppen weiterentwickelt. Dies gipfelte in einem Positionspapier für ein neues Leitbild. „Im Jahr 2019 wurden dann eine neue Satzung und ein neues Leitbild verabschiedet, die die Zukunftsvisionen beziehungsweise Veränderungen enthielten.“ Zum Beispiel wurden weitere naturverträgliche Sportarten wie Mountainbiken mitaufgenommen. Außerdem wollte der Schwarzwaldverein auch in Museen und der Altenhilfe aktiv werden. „Das funktioniert aber bei uns nicht angesichts der Kapazitäten“, sagt Christ. „Wir sind ja schon froh, wenn wir die Vorstandsämter besetzen können.“

Außerdem fand eine Umstrukturierung statt. Die Mitglieder der Ortsgruppen waren bis dahin nicht Mitglied im Hauptverband. „Wenn sich eine Ortsgruppe auflöste, waren sie weg, auf diese Weise wurden Mitglieder verloren“, erklärt Christ. Jetzt sei automatisch jeder Mitglied im Hauptverband und nicht im Ortsverein. R. Christ„Wer Mitglied in Weil ist, kann auch bei allen anderen Ortsvereinen mitlaufen, das war früher auch nicht so.“

Ortsvereine können seit der Satzungsänderung zudem fusionieren. „Andere haben schließlich auch Probleme. Die einen oder anderen haben das mit ihren Nachbarn schon getan“, weiß Christ. Es sei aber auch nicht immer so einfach, „weil viele gerne an bestehenden Strukturen festhalten“. Aber diese könne man ja übernehmen.

Der Weiler Ortsverein hat seine neue Satzung im vergangenen Jahr aufgestellt. „Wir wurden durch Corona ausgebremst“, erklärt Christ.

Der Schwarzwaldverein wandert nicht nur, sondern ist auch im Naturschutz und bei Wegearbeiten aktiv. Naturschutzwart sowie Wegewart im Weiler Ortsverein ist Otto Imgrund. Im Bereich Naturschutz finden beispielsweise gemeinsame Aktivitäten mit dem Trinationalen Umweltzentrum statt, berichtet Roland Christ. An den Wanderwegen überwacht, ergänzt und ersetzt der Schwarzwaldverein die Beschilderung. „Auch hier gibt es aber personelle Probleme“, sagt Christ.

Themen wie Windräder oder das Auftauchen des Wolfs treiben den Verein ebenfalls um. „Das betrifft uns in Weil zwar weniger, aber wir sprechen bei Wanderungen darüber.“ Das Problem der Vermüllung sticht bei Touren zudem ins Auge. Die Vorsitzende Rosemarie Lange habe immer eine Tüte für kleineren Müll dabei. Aber natürlich könnten die Mitglieder nichts mit dem Auto abtransportieren. „Was man bringt, sollte man auch wieder mitnehmen“, mahnt Christ.

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